Durch den Podcast Connected Folge 24 inspiriert, überlegte ich mir noch einmal, was denn eigentlich die Gründe für die Einführung von iPads in Unternehmen generell, und der SBB im Speziellen waren.
Steve Jobs erwähnte es an der Vorstellung des iPad im Januar 2010. “Heute”1arbeiten alle mit einem Notebook und einem Smartphone. Die vorgestellte Lücke, die ein drittes Gerät, ja eine dritte Gerätekategorie füllen sollte, war umstritten. Persönlich war ich von der Notwendigkeit nicht überzeugt2. Dieses dritte Gerät müsste in Schlüsselfunktionen wesentlich besser sein, als das Notebook oder das Smartphone.
iPad bei der SBB
Als wir 2012 die papierlose Konzernleitungssitzung und damit verbunden das iPad als Endgerät einführten, waren wir Pioniere. Wir durften von unseren Erfahrungen im Rahmen diverser Praxisvorträge erzählen. In diesen Vorträgen verwendeten wir das Bild eines hochzufriedenen CEO Andreas Meyer als Sinnbild für die Anwenderfunktionen.
Die absolute Schlüsselfunktion war damals die Synchronisation und Annotationsmöglichkeit von Dokumenten. Während andere Firmen komplizierte Online-Zugriffe oder Web-Renderings anboten, kriegten SBB Mitarbeitende volle iOS-Usability über Dokumente die auch Offline zur Verfügung standen.
Daneben standen natürlich auch E-Mail, Kalender und das Intranet zur Verfügung. Diese waren für damalige Verhältnisse sensationell einfach gelöst. Grosses Vertrauen der SBB in ihre Mitarbeitenden und eine gehörige Portion Mut in der Risikobeurteilung zeigten Wirkung.
Im Rahmen des Einführungsprojekts entstand eine enorme Eigendynamik, die unter anderem sehr liebevoll gestaltete Anleitungen zur Folge hatte. Gegipfelt ist es wohl im Angebot von SBB spezifischen Notizbüchern und Notizpapier in der App Noteshelf.
Pit sei Dank.
Geschäftsprozesse
Nach dem Abschluss der Einführung für Top-Management und Wissensarbeiter folgten die Bedürfnisse der Geschäftsprozesse. Erstes und immer noch bildhaftestes Beispiel war die Einführung des iPad in den Führerständen der SBB. Es folgten weitere grosse Rollouts und viele kleinere Projekte. Auch das tägliche Handling eines “Consumer”-Betriebssystems zeigte sich als aufwändiger als gedacht.
Kurz nach Einführung dominierte das Wow-Gefühl. Man war bei den ersten, die ein iPad zur Arbeit nutzen konnten. Jeden Morgen einen VPN Kanal aufbauen müssen? Kein Problem. Bei jedem Verzeichnis, dass man synchronisieren möchte, alle 42 Tage die Passwörter wechseln? Akzeptieren wir. Nicht die volle Outlook Funktionalität haben? Wir wollen uns eh fokussieren. Die iPads befüllten die Sitzungszimmer der SBB. Engagierte Diskussionen um Sinn und Unsinn und die neuesten Verbesserungen in der Arbeitstechnik waren Alltag. Die wahrgenommene Verbesserung war so gross, dass 2013 der nächste grosse Schritt in Angriff genommen wurde.
Doch die Euphorie zu Beginn wich langsam der Ernüchterung respektive der Frust mit den gegebenen Hürden stieg:
Im “Schatten” der “Mobile first” Schlachtrufe entwickelte sich ein alter Bekannter weiter. Für den klassischen Arbeitsplatz der SBB Mitarbeitenden, das Notebook, wurde 2012 ein Firmen-WLAN3eingeführt — 2013 eine enorm einfache RAS-Verbindung4und 2014 leistungsfähige und kompakte Hardware. Diese Vergleiche im täglichen Arbeitsalltag liessen die Unzufriedenheit nochmals ansteigen.
Ich beobachte heute weniger iPads im Büroalltag. Der Neuheits-Effekt hat sich abgetragen. Die Verbesserungen am Service blieben aus. Wie wird es weitergehen? Stay tuned.