Die 3 Reiter der ITkalypse

2015-06-02
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Die drei Reiter der ITkalypse verhindern jegliches Vorwärtskommen. Sie wirken zum Teil gegen aussen äusserst aktiv und innovativ, bewirken aber nüchtern, über Jahre betrachtet nichts. Die Mehrjährigkeit macht es schwierig zu erkennen. Sind wir doch als Informatiker unterjocht von der rasch ändernden Technologie und der damit verbundenen ständigen Hinterfragung unserer Lösungen.

Diese Aufstellung soll helfen die Muster zu erkennen. Sie ist durchaus mit einem starken Zwinkern zu lesen. Ähnlichkeiten zu real existierenden Personen sind rein zufällig oder vollkommen beabsichtigt. Ich erlaube mir den Seitenhieb auch im Wissen, dass ich sehr genau dem einen Reiter entspreche.

Der Hoffende

Ich mache ja auf Twitter ab und zu Witze über Microsoft wegen ihren ständigen Hinweisen auf die “nächste Version” und deren Erfüllung der Anforderungen. Dies hat auch den ersten Reiter der ITkalypse stark beeinflusst. “Der Hoffende” weiss um die Möglichkeiten der nächsten Version von X und Y. Er ist überzeugt, dass diese alle aktuellen und alle zukünftigen Erwartungen und Anforderungen erfüllen wird. Ein Allheilmittel. Etwas zu überstürzen würde also nichts bringen. Besser auf die nächste Version warten. Er überträgt dieses Verhalten auch auf andere Bereiche als Softwareupdates. In Meetings will er keine komplexen Sachverhalte diskutieren, welche nicht ausdrücklich auf der Agenda des Meetings sind. Dies werde an anderer Stelle diskutiert. Er will keine Entscheide treffen die nicht auf Strategien abgestützt sind. Dafür müsse man auf die Ergebnisse von Strategie oder Konzept X und Y warten. So wirkt der Hoffende gegen aussen äusserst versiert und kennt seine Themen gut. Er wirkt fokussiert da er sich an Meetings nicht ablenken lässt und nicht vom Thema abschweift. Gerade diese Abschweifungen können aber sehr wertvoll sein. So erreicht man einen Blick fürs Gesamte, das berühmte Big-Picture. Dies sind die Schwächen des Hoffenden. Auch reduziert das Warten auf die nächste Version den Nutzen, kann man die Erwartungen doch erst in der Zukunft erfüllen. Nutzen kommt von Nutzung und macht daher Nichtnutzen den Hoffenden zum Nichtsnutz oder ist das zuviel des Wortspiels?

Weltenretter

Die Welt dreht sich. Glaubt man Analysten und Managern, dreht sie sich in der Informatik noch viel schneller als im Rest der Welt. Der Weltenretter ist sich dessen bewusst. Er kennt das Umfeld in dem sich das eigene Team, das Produkt oder das Unternehmen bewegt, bestens. Er ist es, der jeden Trend kennt. Der auf jedem “next big thing” einen Account hat und über die Limitationen und Vorzüge von X und Y bestens Bescheid weiss. Er kann mit seinem Verständnis fürs grosse Ganze überzeugen und hat oftmals recht wenn es um Hypothesen zur Entwicklung gewisser Bereiche geht. Man schätzt ihn dafür und zieht ihn in immer mehr Fragestellungen hinzu. Er rettet die IT-Welt vor ausserirdischen Gefahren wie Consumer-Devices oder public Cloud Dienstleistungen, sei es durch gewiefte Argumente dagegen, oder durch schlaue Kompromisse zur Integration der wilden Anforderungen. Doch vor lauter Wirbeln und Weibeln verliert er den Fokus. Er überdreht und hat zu viele offene Baustellen. An allen Orten werden Strategien und Vorgehensvorschläge erarbeitet, doch welche werden umgesetzt? Der lange Atem für Umsetzungen fehlt dem Weltenverbesserer. Kaum ist die ausserirdische Gefahr gebannt, zieht der Weltenretter weiter. Ob die gerettete, aber vollkommen zerüttete Zivilisation auf sich alleine gestellt überleben kann, interessiert den Weltenretter nicht. Die Gefahr scheint gebannt, das Lob ist abgeholt, es gilt den nächsten Planeten zu retten. Dies hinterlässt Baustellen, Verunsicherung und Misstrauen.

Bewahrer

Stoisch sitzt er an Meetings. Die graue Eminenz. An ihm muss man vorbei, wenn man mit seiner neuen Idee Erfolg haben will. Er macht es einem aber nicht leicht. Er hat tiefste Kenntnisse. Seine Erfolge liegen länger zurück, doch haben sie ihm einen Status verliehen der noch immer glänzt. Egal womit man ihn konfrontiert, er kann zu allem versiert Stellung nehmen. Nichts bringt ihn aus dem Konzept. Der ruhende Pol in dieser stürmischen Zeit. Kein Konzept, in dem er nicht sofort die grundlegenden Mängel und Risiken erkennt. Werden es die Benutzer akzeptieren? Lässt es sich wirtschaftlich betreiben? Was ist mit der Stabilität? Das höchste Gut ist Konstanz. Die Geschichten um wandelnde Arbeitsformen, mobile Endgeräte die die Welt übernehmen oder die Notwendigkeit mit privaten Geräten in der Freizeit zu arbeiten hält er für stark übertrieben. Seine Welt dreht nicht schneller als der Rest des Globus. Die Konstanz führt aber zu Stillstand. Neue Anforderungen werden solange diskutiert, bis die Lösungen überholt oder die Anforderung ausserhalb des Unternehmens beantwortet wurde. Neue Erkenntnisse werden nicht akzeptiert. Anomalien im System.