Den Begriff „Quality Time“ kenne ich aus der Kindererziehung und er scheint verpönt. Er sorgt für reines Gewissen bei Eltern, die zu beschäftigt sind um viel Zeit mit ihrem Kind zu verbringen. Über gezielte, und vermutlich auch planbare Einheiten von „Quality Time“, versucht man dies zu kompensieren. Sorry für die allfällig zu starke Vereinfachung.
In meiner Betrachtung handelt es sich aber um Arbeit. In den Jahren der Diskussion, ob auf einem Smartphone oder einem Tablet gearbeitet werden kann, entwickelte ich das Argumentarium um „Quality Time“. Ganz im Sinne von „decay of subtlety“1verlieren wir uns in polemischen Aussagen wie „auf einem Smartphone werde ich nie ein Excel bearbeiten können“. Ist das überhaupt die Frage? Der Tweet meines Kollegen Urs brachte mich wieder auf diese Argumentation von mir:
hilft nix, wenn man im Bett liegend noch an irgendwelchen Powerpoint-Präsentationen arbeitet ;-) Tweet von Jackobli
Die heutigen Arbeitsmittel und Arbeitsformen geben die Möglichkeit flexibel den Tag einzuteilen.
Aufgaben des Wissensarbeiters
Die tägliche Arbeit eines gewöhnlichen Büro-Mitarbeiters (Laboricus Officius vulgaris) enthält eine Vielzahl von Aufgaben. Man liest Mails, informiert sich im Inter- oder Intranet über Wichtiges und weniger Wichtiges, tauscht sich mit Kollegen aus, füllt Excels aus oder interpretiert die Informationen daraus, erstellt oder liest Powerpoints und genehmigt Rechnungen im SAP. Der Tag vergeht, mit den paar Meetings dazwischen, wie im Flug. Am Ende sollte man seine geleistete Arbeit noch korrekt im SAP verbuchen. Analysiert man diese Aufgaben, sieht man sofort, dass sie ganz unterschiedliche Anforderungen an den Mitarbeiter, seine Lokation oder seine Arbeitsmittel stellen.
Die Genehmigung von Rechnungen ist ein simpler Vorgang mit wenig komplexen Anforderungen an Software. Das Lesen von Mails findet heute schon mehrheitlich auf Smartphones statt. Genau solche Aufgaben gilt es zu extrahieren und auf Zeiten zu verlegen, an denen man nicht an seinem Arbeitsplatz mit kompletter Ausstattung sitzt. Hier soll man sich auf Aufgaben konzentrieren, die diese Ausstattung fordern. Die grossen Excels oder die Powerpoint Präsentationen. Man wird Kästchen nicht (effizient) genauer positionieren als mit einer Maus auf einem Tisch. Seinen täglichen Kick an Informationen kann man sich aber durchaus im Zug, Tram oder in einer Kaffeepause holen.
Herausforderungen
Die eine Seite ist sicher Arbeitstechnik. Kollege Urs weiss um die Grundsätze dieser Theorie. Ich unterstelle ihm sogar Zustimmung zu meinen Aussagen. Die Anwendung in der täglichen Hektik ist aber enorm schwer. Moderne Bürokonzepte haben auch ihren Beitrag. Wenn für Arbeiten hohe Konzentration und Effizienz gefordert ist, stören die offenen Räumlichkeiten mit ihrer zur Kommunikation auffordernden Art.
Die Informatik hat auch ihre Pflicht. Arbeiten die unabhängig von Lokation und Arbeitsmittel erfüllbar sind, müssen konsequent auch für mobile Bearbeitung bereitgestellt werden. Dies endet leider nicht mit einem E-Mail-Dienst.
Arbeit hat heute viele Facetten. Vereinfachen wir die Diskussion um mobile Arbeit also nicht unnötig. Konzentrieren wir uns auf breit einsetzbare und wirtschaftlich zu realisierende Dienste und helfen den Anwendern bei deren korrekten Anwendung.
PS: Urs: Dank Darkfield Technologie funktioniert die Logitech Maus auch auf einem Duvet ;)
PPS: Sich seine groben „Talking points“ im Bett zusammen zu dichten verstehe ich. Das kann man aber auch in einem simplen Notizprogramm auf dem iPhone.