Mit dem Umzug in ein ruhiges Häuschen (der korrekte Begriff ist Doppelhaushälfte) stellten sich neue Fragen. Die ruhige Lage zum Beispiel. Perfekt um an einem sonnigen Tag die Ruhe fernab von Eisenbahn- oder Strassenlärm zu geniessen. Ein paar Vögel zwitschern im Baum. Ein paar Kindern spielen in den Strassen. Leise, wie es sich für Kinder in ruhigen Quartieren gehört.
Die Ruhe hat aber auch ihre Tücken. Völlig unbeobachtet könnten sich die berüchtigten Einbrecherbanden an unseren Türen zu schaffen machen. So jedenfalls der Berater einer lokalen Sicherheitsfirma. Es gehe bei Einbrüchen heutzutage nicht um den Verlust von Geldwert, der sei versichert, sondern um den Verlust des Sicherheitsempfinden. Ich liess mich also auf ein Beratungsgespräch ein und ging mit dem Berater durchs Haus um die Anbringung von Tür- und Fenstersensoren zu besprechen. Wir haben Familie in Südafrika. Das abendliche Aktivieren der Alarmanlage ist also eine gewohnte Tätigkeit. Die Beratung war wirklich gut. Im oberen Stock seien keine Sensoren notwendig, da der Aufwand zu hoch sei in diese Höhe zu kommen. Bewegungssensoren seien nicht mehr so erwünscht wegen Katzen und Kindern, etc. Keine blosse Verkaufsshow sondern wirklich auf die Gegebenheiten angepasste Ausrüstung. Preislich bei etwa 10’000.-. Ein vermutlich ursolides, leistungsfähiges und langlebiges System. Industriegeräte halt.
‘Consumerization’ wird auch diese Branche bald ‘befallen’. In Amerika haben ‘smart devices and sensors’ bereits in die Haushalte Einzug genommen. In der Schweiz liest man in Gartner-Hype-Reports davon und vielleicht haben einige steuerbare Lichter (Philips Hue und Co.).
Firmen wie Smarthings oder Belkin haben aber eine grosse Auswahl an Sensoren. Unter anderem auch Tür- und Fenstersensoren die auf verschiedene Situationen reagieren können. Ist ein Fenster gekippt, geschlossen oder offen? Diese Information kann der Sensor lesen und an seinen ‘Hub’ weiterleiten. Von diesem, mit dem Internet verbundenen Hub, können verschiedene Aktivitäten gestartet werden. Über Apps auf dem Smartphone oder Webdienste wie ifttt.com können Regeln definiert werden. Wenn ein Fenster nach 22.00 Uhr gekippt ist, wird eine SMS oder Notification ausgelöst. Wird ein Fenster nach 23.00 geöffnet wird die Alarmeinheit ausgelöst. Mit ‘smarten’ Thermosstaten oder Lampen könnten noch viel mehr Szenarien abgebildet werden.
‘Consumerization’ wird bewirken, dass immer mehr Sensoren in unser Heim finden. Diese kosten pro Stück momentan ca. 50 Franken. Die Preise werden bei Verbreitung sicher noch sinken. Eine komplette Ausrüstung meines Hauses würde mit ca. 500 Franken zu Buche schlagen. Ein Klacks. Ich hätte auch noch Mehrfunktionen im Bezug auf Hausautomation und die Möglichkeit das System jederzeit auszubauen. Präsenzsensoren? Kein Problem. WLAN aktivieren wenn ich zu Hause bin und deaktivieren wenn niemand zu Hause ist? Alles möglich.
Die Gebäudesicherheitsbranche hat vermutlich noch etwas Zeit. Solange die Sensoren nicht interoperabel sind und Sensoren verschiedener Hersteller gemischt werden können, wird der Durchbruch schwierig. Wenn aber Sensoren für 10.- breit angeboten werden, müssten sich die Firmen wohl wieder auf die mechanische Sicherung von Türen spezialisieren [1]
Wer sich für diese Sensoren und mögliche Einsatzgebiete abseits vom Einbrecherschutz interessiert, kann sich auch den ‘Mac Poweruser’-Podcast mit dem Gast Merlin Mann anhören. Dort wird in der ersten Hälfte ausgiebig über ‘quantified self’ und ‘home automation’ diskutiert.
[1] und Einbrecher portable WLAN Störsender mittragen.
Originally published at fime.ch on April 9, 2014.