Der Markt für Unternehmenssoftware wirbt seit Jahren mit den Schlagworten «Collaboration». In diesem Dunstkreis wird auf einmal alles interaktiv, sozial und effizienter. Doch was ist denn diese oft besungene «Collaboration» überhaupt?
Zum Einen ist es die englische Übersetzung des Begriffs Zusammenarbeit. Einfach genug. Zusammenarbeit findet auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Formaten statt. Für meinen Erklärungsversuch habe ich folgendes erstellt:
In der obersten Zeile findet man die Phasen der Zusammenarbeit, gekürzt aber basierend auf der Definition von AIIM.
- Awareness: Ich weiss, dass etwas existiert.
- Motivation: Ich finde es eine gute Sache und unterstütze es im Wunsch nach Vorwärtskommen.
- Self-Synchronisation: Ich informiere mich aktiv über ein Thema und verfolge den Stand des Themas aktiv.
- Participation: Ich arbeite mit um das Thema weiter zu bringen.
- Engagement: Ich investiere intensiv Zeit und Ressourcen um das Thema weiter zu bringen.
Der Wechsel dieser Phasen sollte rasch erfolgen. Zusammenarbeit soll ja kein Ponyhof sein, sondern dient einem unternehmerischen Ziel ;) Gemäss der Theorie in der Teambildung (norming — storming — performing) verschnellert sich der Phasenwechsel bei steigender Vertrautheit. Kennt man einen Teamkollegen, kann man rascher zusammen Ziele erreichen, als mit einer neuen Person.
Physische Zusammenarbeit
Aus meiner Sicht hat «Collaboration» ein Hauptproblem. Es ist für viele Leute zu abstrakt. Zur Entschärfung bieten sich die Pendants in der physischen Welt an. «Collaboration»-Software bietet Funktionen, die wir heute noch täglich im Arbeitsalltag antreffen. Spielarten des Begriffs Meeting finden in den verschiedenen Phasen der Zusammenarbeit statt. Ein Kickoff soll die Stakeholder in einem Projekt zur Zusammenarbeit motivieren und bis zu einem gewissen Grad Informationen vermitteln. In einem Workshop werden (idealerweise) konkrete Lieferobjekte erarbeitet.
Rückblickend hatte man den Wechsel mobiler OS von «Skeuomorphism» zu modernen «Flat-Designs» auch so begründet. In der Anfangszeit mobiler OS musste dem Anwender der Umstieg vereinfacht werden. Ihm wurden bekannte Oberflächen und Bedienkonzepte präsentiert. Erst mit steigender Adaption, Etablierung und leistungsfähiger Display-Technologie, wurde auf modernere Darstellungsformen geschwenkt.
«Brückenanwendungen»
Die physische Zusammenarbeit findet zu grossen Teilen durch Kommunikation statt. Um die örtliche Bindung zu reduzieren, trotzdem aber von den bekannten Verhaltens- und Kommunikationsverhalten profitieren zu können, bieten sich «Brückenanwendungen» an. Video- und Audiokommunikation unterstützt den Wechsel von physischen in digitale Arbeitsweisen.
Virtuelle Zusammenarbeit
Virtuelle Zusammenarbeit hat den grossen Vorteil, dass sie die örtliche Bindung reduziert und die zeitliche Flexibilität erhöht. Sie kann auch vollkommen asynchron, geographisch verteilt stattfinden. Zu diesem Zweck bietet sie Funktionen die wir aus der physischen Zusammenarbeit kennen. Die bekannten Muster der Teambildung werden synthetisiert:
Die Zusammenarbeitsfunktionen und -software sollen hier Möglichkeiten zur geschäftlichen, aber auch privaten Kommunikation bieten. So beschleunigt sich die Vertrauensbildung und damit auch der Wechsel zwischen den Zusammenarbeitsphasen.
Persönliches Fazit
Die Aufarbeitung des Begriffs «Collaboration» führte in mir zur expliziten Erkenntnis, dass keine einzelne Plattform den Anspruch haben kann Zusammenarbeit zu bedienen. Nur in einer Kombination von Anwendungen und Arbeitsweisen kann der Sprung von der physischen in die virtuelle Welt effizient genommen werden. Bei der Übersetzung von Funktionen sollte man sich an Bekanntem aus der physischen Welt orientieren und so dem Anwender den Umstieg vereinfachen.