Von schlechtem Hundefutter

2020-03-24
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Der Begriff “Dogfooding” kommt aus dem englischen Sprachgebrauch und beschreibt die Nutzung der eigenen Produkte durch Mitarbeitende. Eine äusserst löbliche Absicht um offensichtliche Versäumnisse des eigenen Produkts oder verwandter Prozesse zu erkennen.

Die Diskussionen rund um Heimarbeit und Videokonferenzen weckten aber Erinnerungen an eine Zeit, wo die Produktfirma deren Produkte meinen Lohn bezahlen ein nicht so löbliches Verhalten hatte.

Erlaubt mir etwas auszuholen. Wir schrieben die Jahre vor 2014. Steve Ballmer war CEO von Microsoft und Philip Büchler war Verfechter von Consumer-Produkten im Unternehmenseinsatz1. In dieser dunklen Ära hätte ich jeden für verrückt erklärt, der behauptet hätte ich würde eines Tages allen den Schritt in eine Microsoft-Produktfamilie anraten. Eine Produktfamilie die sogar noch einen nicht unerheblichen “Lock-In”-Effekt mit sich trägt.

Steve Ballmer über den eigenen iPod Einsatz

Steve Ballmer, der live sehr charismatisch war und vieles richtig machte wenn man den Wert einer Firma am Börsenkurs misst, hat in Produktentscheiden vieles falsch gemacht und die Unzulänglichkeiten der eigenen Produkte, zumindest gegen aussen, nicht eingesehen. Dieses Verhalten manifestiert sich in der Aussage in einem Interview mit Fortune Magazine aus dem Jahr 2006 sehr deutlich. Ein Jahr vor Veröffentlichung des iPhone war der Markt für MP3-Player aufgeräumt. Es gab den iPod und fertig. Das Verharren und die Blindheit dem gegenüber ist rückwirkend leicht zu verurteilen, aber zeigte sich immer wieder. Das Verhalten des CEO hat nach meiner Erfahrung auch weitreichenden Einfluss auf Mitarbeitende und Fans gehabt. Selten habe ich Verfechter einer Firma gesehen, welche sich so vehement gegenüber der Stärken anderer Produkte verschliessen.

Die aktuellsten Beispiele sind Videokonferenzen und damit Zoom vs Teams, Enterprise Messenger und damit Slack vs Teams oder Wiki/Intranet und oftmals Confluence vs SharePoint.

Doch die Vorteile für Microsoft Lösungen sind ja enorm. Man kann sich auch den Schwächen2 der propagierten Lösungen bewusst sein und so Kunden wirklich entlang der Wertschöpfung beraten. Es macht schlichtweg oftmals Sinn ein Jira zu nutzen und nicht alles auf Microsoft Planner drücken zu wollen. Es gibt Teams denen mit Slack besser gedient ist als mit Microsoft Teams. Und wenn es nur wegen der unmissverständlicheren Produktbenennung ist 😂. Die Vorteile von Microsoft sind oftmals in der Suite zu finden und darin für eine Vielzahl von Funktionen grundlegende Fragestellungen, besonders im Bereich Sicherheit und Compliance, nur einmal beantworten zu müssen. Oder es ist wirtschaftlicher es aus einer Hand zu beziehen als verschiedene Lösungen zu integrieren die vielleicht noch nicht optimal zusammenspielen.

Danke an Patrick Müller, Joerg Hochwald und Christian Burger welche mich über LinkedIn an diesen wichtigen Punkt erinnerten.


  1. Sucht auf meiner Seite nach Weekend Reader, nehmt irgend einen aus der Zeit und ergötzt euch an der triefenden Anhängerschaft für Apple Produkte. ↩︎

  2. Oftmals sind es nicht mal Schwächen, sondern auch andere Schwerpunkte oder Zielgruppen. ↩︎